Megalopolis baut Kampagne auf negativen Kritiken auf

Wie Sie sicher alle wissen, hat der legendäre Regisseur Francis Ford Coppola (Der Dialog, Der Regenmacher) bei den diesjährigen 77. Filmfestspielen von Cannes sein lang erwartetes Opus Magnum Megalopolis uraufgeführt, das er als Independent-Film gedreht hat und in dessen Budget er größtenteils sein eigenes Geld investiert hat, das immerhin 120 Millionen Dollar beträgt. Und obwohl das mit Spannung erwartete Sci-Fi-Drama im prestigeträchtigen Hauptwettbewerb des Festivals gezeigt wurde, sorgte seine Vorführung letztlich für Verlegenheit und Verwirrung unter den anwesenden Zuschauern und professionellen Kritikern. Mit 53 % auf dem Tomatometer auf Rotten Tomatoes (hier auf FilmBooster mit ähnlichen 52 % und 69 % auf IMDb) können die Meinungen zu dem Film bestenfalls als sehr widersprüchlich bezeichnet werden.

Natürlich können negative Reaktionen auf eine Vorpremiere der erwarteten Produktion das Genick brechen. Man denke nur an den letztjährigen Hollywood-Blockbuster Indiana Jones und das Rad des Schicksals, der ebenfalls einen Monat vor seinem Kinostart bei den Filmfestspielen von Cannes vorgestellt wurde, um dann mehrere Wochen lang auf Rotten Tomatoes unterdurchschnittliche Kritiken zu erhalten, was möglicherweise zu seinem späteren Misserfolg an den Kinokassen beigetragen hat. Darüber hinaus ist Megalopolis aus der Außenperspektive offensichtlich schon weit davon entfernt, ein Hollywood-Blockbuster zu werden, und im Moment ist nicht wirklich klar, auf welches Publikum der Film eigentlich abzielt, sodass die widersprüchlichen Reaktionen auch sein Ergebnis in den Kinos in diesem Herbst beeinträchtigen könnten.

Das versucht die Filmvertriebsgesellschaft Lionsgate jetzt zu vermeiden, denn der Film wird in nur einem Monat und ein paar Tagen, genauer gesagt am 27. September, in den Vereinigten Staaten anlaufen. Das Unternehmen hat sich nämlich dazu entschlossen, dem Sprichwort zu folgen, dass auch schlechte Werbung gute Werbung sei, und so hat es in dem neu veröffentlichten Trailer für Megalopolis praktisch seine gesamte Marketingkampagne auf die negativen Kritiken von Cannes aufgebaut. Das Video beginnt mit der Stimme von Adam Driver, der sagt: „Lass die Gegenwart nicht die Zukunft zerstören“, und der Erzähler mit der Stimme des Schauspielers Laurence Fishburne (Matrix, John Wick), der auch im Film mitspielt, weist dann auf das falsche Verständnis von Coppolas Genie und seine Zeitlosigkeit hin. Die Textmontage erinnert an die negativen Kritiken, die die früheren Werke des Regisseurs wie Der Pate (1972), Apocalypse Now (1979) und Bram Stoker's Dracula (1992), die heute als absolute Klassiker gelten, nach ihrer Veröffentlichung erhielten. Die anschließende Schnittpassage lädt den Zuschauer dann kunstvoll und auf beeindruckende Weise dazu ein, den Sci-Fi-Epos zu sehen.

Eine originelle und virale Marketingkampagne hat schon so manchem Film zum Erfolg verholfen. Bleibt also abzuwarten, welche Umsätze der Einsatz von Coppolas Film in diesem Herbst letztlich bringen wird. Schon bald wird das ausgedehnte Sci-Fi-Drama mit Adam Driver (Marriage Story), Nathalie Emmanuel (Arthur der Große), Shia LaBeouf (Pieces of a Woman) und Aubrey Plaza (Operation Fortune) auf dem Toronto International Film Festival zu sehen sein, so dass wir auf weitere Reaktionen aus Übersee gespannt sein dürfen. Der Erfolg des Films wird letztendlich von den Reaktionen des Publikums abhängen. Wenn Megalopolis also Ende September in die Kinos kommt, wird jeder die Gelegenheit haben, sich eine eigene Meinung zu bilden.